Blätter selbst zu bauen

16 Gute Gründe die Blätter selbst zu bauen

  1. Man kann mit Rohrholz aus verschiedenen Plantagen spielen, jede Plantage hat einen eigenen Klang.
  2. Ich habe die Möglichkeit aus der Verschiedenheit des Rohrholzes auszuwählen.
    – Rohrholz hat verschiedene Durchmesser zwischen 24 und 29 Millimeter.
    – Rohrholz hat verschiedene Wandstärken zwischen 3 und 5,5 Millimeter.
  3. Ich bestimme aus welchem Teil des Rohres das Blatt genommen wird.
  4. Ich bestimme auf welcher Seite des Rohrholzes die Zunge geschnitzt wird.
  5. Ich bestimme die Art der Blattfasson.
    – dicker oder dünner
    – breiter oder schmäler
    – Ich bestimme den Verlauf der Blattverjüngung zwischen Spitze und Ende.
  6. Ich bestimme die Art der Wölbung: Hier sind viele Varianten möglich. Die Geigenbauer bauen die Decken und Böden ihrer Instrumente auch variantenreich.
  7. Mit etwas Übung erreicht man:
    – eine grössere Präzision der Blattdicken
    – eine präzisere Blattunterseite
    – ebenso können die Blattseiten, perfekt ausgeglichen werden.
  8. Inividuelle Zungenlängen sind möglich.
  9. Man lernt die Vor- und Nachteile von langen und kurzen Zungen kennen.
    – Höhere Holzdichten ertragen auch längere Zungen
    – Niedere Holzdichten brauchen kürzere Zungen
  10. Man gewinnt Einsicht, wo am Blatt die Register schwingen.
  11. Man erreicht einen individuelleren Klang.
  12. Ein gutes Blatt wird nicht mehr nur aus Zufällen gefunden.
  13. Ungeeignete Holzdichten können aussortiert werden, bevor viel Arbeit in die Herstellung geflossen ist. (Methode der Rohrblatt-Dichtemessung nach Dr. Jean-Marie Heinrich.)
  14. Durch eigenen Blattbau werden die handwerklichen Fähigkeiten ausgebildet. So kann man gekaufte Blätter mit Erfolg nachbearbeiten.
  15. Potenziell gute Blätter werden in sehr gute verwandelt.
  16. Zu guter Letzt: Einmal im Leben muss man ein Blatt selber gemacht haben.

12 Arbeitsschritte vom Schilfrohr zum fertigen Blatt

  1. Schilfrohr (Roseaux, Cannes) kaufen mit zirka 24 MM Durchmesser und 4 MM Wanddicke. Einige Lieferanten sind unter den Links zu finden.
  2. Schilfrohr mit dem Teppichmesser vierteilen
  3. 70 MM lange gerade Stücke auswählen, anzeichnen und mit der Säge ablängen, Zungen- und Rückseite bestimmen und bezeichnen
  4. Unterseite plan hobeln oder mit Stechbeutel oder Teppichmesser flach schneiden
  5. Blattbreite definieren (deutscher- oder Böhmschnitt) und mit Hobel oder Teppichmesser konisch schneiden. Beide Seiten müssen gleich stark sein
  6. Unterseite und Seiten schleifen, eventuell Zwischenwässern
  7. Zungenlänge definieren, je nach Blattdicke kürzer oder länger, jedoch ungefähr so lang, wie das Mundstückfenster geöffnet ist
  8. Zunge schneiden mit Stechbeutel oder Teppichmesser
  9. Zunge schleifen
  10. Erster Test
  11. Blattspitze rund schneiden mit Blattschneider oder mit feinem Schleifpapier
  12. eventuelle Korrekturen

Diese Arbeitsschritte sind mit einiger Übung leicht zu lernen. In den Blattbaukursen von mir und Heinz Furrer werden sie systematisch gelehrt. Das Gefühl für die handwerkliche Arbeit entwickelt sich schnell und stetig und ist auch bei Korrekturen von gekauften Blättern eine grosse Hilfe.

Wir führen pro Jahr ein bis zwei Blattbaukurse durch. Die Daten werden in der Agenda der Swiss Clarinet Society veröffentlicht. Es ist auch möglich Einzelkurse oder Kurse für eine Gruppe bis maximal 10 Personen zu buchen.

Anfragen an:

Hanstoni Kaufmann
Steinhofweg 16
6005 Luzern
mhtk@bluewin.ch
041 410 96 68

oder:

Heinz Furrer
Weberstrasse 5
9400 Rorschach
furrer.heinz@freesurf.ch
071 845 19 66